Da der letzte Artikel bereits einen Bezug zum Kreuzbein hergestellt hat, liegt es nahe, auf das ISG-Syndrom zu sprechen zu kommen. Dies ist eine der häufigsten Beschwerden, die in der Praxis vorkommen und trifft im Laufe des Lebens fast jeden mindestens ein Mal.
Beim anatomisch-weiblichen ISG-Gelenk liegt die Häufigkeit, eine ISG Blockade zu erleiden leider höher, da das Becken flexibel sein muss, um evtl. später einmal Kinder gebären zu können.
Das anatomisch-männliche ISG-Gelenk ist stabiler und verhakt sich dadurch
seltener.
Wie äußerst sich das Symptom?
Manche beschreiben es als Hexenschuss, irrtümlich wird es auch häufig mit einem Bandscheibenvorfall (BSV) verwechselt bzw. gleichgesetzt. Von der Schmerzsymptomatik ist dieser auch dem BSV sehr ähnlich, allerdings lässt es sich diagnostisch schnell differenzieren.
Bei den meisten äußert sich das Symptom ein paar Tage vor den Schmerzen als leichtes Ziehen oder Muskelkater in der Gesäßmuskulatur.
Ignoriert man diese Symptome, kommt es ein paar Tage später zu starken Schmerzen im unteren Rücken. Die Betroffenen können sich kaum noch bewegen. Gerade das Socken/Schuhe Anziehen ist sehr schmerzhaft. Die Schmerzen können ins Gesäß und das Bein ausstrahlen. Am 1 Tag ist fast jede Position sowie Bewegung schmerzhaft.
Wird die Bewegung allerdings leicht fortgeführt, so nimmt der Schmerz ab und ist am Folgetag vermindert.
Warum kommt es zu den Schmerzen?
Das ISG-Gelenk muss sich gerade beim Gehen
bewegen. Das Gelenk ist
nicht glatt, sondern aufgeraut. Dadurch können sich Teile verhaken. Funktionell sind immer beide Seiten und auch die Beckenschaufeln betroffen. Löst sich das Gelenk nicht von selber wieder, so verspannt die Gesäßmuskulatur und die Ligamente (Sehnen) des Gelenkes. Durch die Gesäßmuskulatur verläuft der
N. Ischiadicus, welcher durch die Verspannung der Muskulatur komprimiert wird und meist die ausstrahlenden Schmerzen ins Bein auslöst.
Außerdem kommt es zu einer Reizung im Gelenk selber.
Das Hilfreichste bei diesem Symptom ist Bewegung (Mobilisationsübungen, Gehen, Fahrrad fahren), auch wenn diese anfänglich schmerzhaft ist.
Sind die Muskeln "warm" bzw. gut durchblutet, nimmt die Spannung auf den Nerven ab
und so bessert sich auch die Symptomatik.
Außerdem wird durch die Bewegung das Gelenk mobilisiert.
Die Ursachen für dieses Symptom sind leider wieder sehr vielfältig.
Einerseits kann es, wie bereits im vorherigen Artikel erwähnt, vom Kiefer ausgelöst werden. Es kann aber auch durch falsches Schuhwerk, unerwartete ruckartige Drehungen, heben mit vorgebeugten Oberkörper, Stolpern, neue Sportübungen, Probleme des Beckens oder im Becken selber, lange Ruhephasen (z.B. als Folge einer Erkrankung), Fehlbelastungen wie z.B. Hinken usw. ausgelöst werden.
Die Behandlung des ISG-Syndroms besteht in:
Deblockierung des Gelenkes durch fachkundige Personen. (z.B. Osteopath/Chirupraktiker/Arzt)
Detonisierung (Lockerung) der verspannten Muskulatur und Ligamente
evtl. Behandlung der Organe des kleinen Beckens (häufig kommt es zu einer reflektorischen Verspannung z.B der Blase und wird im Zuge der osteopathischen Behandlung mit gelöst)
Mobilisationsübungen für zu Hause.
Wärmetherapie und der Einsatz von Schmerzmitteln bei Bedarf.
Evtl. Infiltrationstherapie (z.B. Schmerzspritze) durch den Arzt
Gerade die Mobilisationsübungen für zu Hause sind im Anschluss sehr wichtig,
denn selbst wenn die Beweglichkeit des ISG-Gelenkes wieder hergestellt ist,
benötigt die Muskulatur noch ein paar weitere Tage, um ihre Spannung wieder abzubauen.
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